Historischer Tiefststand: Nur wenige Wohnungen abgerissen

Abriss erreicht historischen Tiefstwert

Obwohl vielerorts Wohnungen fehlen, geht der Neubau immer weiter zurück: Wohnungsbau ist in der aktuellen Gemengelage aus steigenden Zinsen und Baukosten bei hoher Inflation kaum noch finanzierbar. Da ist es ein Trostpflaster für den Wohnungsmarkt, dass immerhin die Zahl der verloren gegangenen Wohnungen letztes Jahr besonders gering ausgefallen ist.

Obwohl vielerorts Wohnungen fehlen, geht der Neubau immer weiter zurück: Wohnungsbau ist in der aktuellen Gemengelage aus steigenden Zinsen und Baukosten bei hoher Inflation kaum noch finanzierbar. Da ist es ein Trostpflaster für den Wohnungsmarkt, dass immerhin die Zahl der verloren gegangenen Wohnungen letztes Jahr besonders gering ausgefallen ist.

Wiesbaden. Dem deutschen Wohnungsmarkt sind im letzten Jahr so wenige Wohnungen abhandengekommen wie noch nie in den letzten 30 Jahren. Insgesamt 16.500 Wohneinheiten fielen im letzten Jahr der Abrissbirne zum Opfer oder wurden zu Gewerbeflächen umgestaltet. Bei einem Wohnungsbestand von rund 43,4 Millionen Wohneinheiten macht das nur einen verschwindend geringen Anteil von knapp 0,04 Prozent aus. Seit 1992 hat die sogenannte Bauabgangsstatistik keinen so niedrigen Wert mehr ermittelt.

Das hat das Statistische Bundesamt jüngst mitgeteilt. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends hatte es eine „Abrisswelle“ gegeben, zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2004 stiegen die Bauabgangszahlen stark an, erreichten im Jahr 2004 mit gut 60.000 Wohneinheiten im Jahr einen Höhepunkt und gingen dann wieder zurück, um 2010 das Ausgangsniveau wieder zu erreichen. Seither zeigt sich eine leicht rückläufige Tendenz  bei den Zahlen zum Bauabgang, die nun einen neuen historischen Tiefstwert erreicht hat.

Abriss oft zugunsten von Ersatzneubau

Zählt man nicht die weggefallenen Wohneinheiten, sondern die Gebäude, kommt man auf 12.600 Objekte, die im letzten Jahr durch Abriss oder Umnutzung für den Wohnungsmarkt verloren gegangen sind. Hierbei zählt die Statistik neben reinen Wohngebäuden auch solche Immobilien mit, in denen zumindest ein kleiner Teil auch für Wohnzwecke genutzt wurde, selbst wenn die Gebäude im Wesentlichen einer gewerblichen Nutzung dienten. Bei den Gebäuden markiert das Jahr 1998 mit rund 30.000 Abgängen den bisherigen Höchststand.

Die gute Nachricht für den Wohnungsmarkt besteht indes nicht nur darin, dass besonders wenige Wohneinheiten verloren gegangen sind. Während in gut einem Drittel – 37 Prozent – der Fälle eine Umnutzung von Wohnraum- zu Gewerberäumen der Grund für den Bauabgang war, handelte es sich im weitaus größten Teil der Fälle um Abrissvorhaben. Die abgerissenen Gebäude allerdings – egal ob Wohn- oder Gewerbeobjekte – machten in jedem zweiten Fall für ein neues Gebäude Platz.

Mehr als 37 Jahre auf dem Buckel: Vor allem Altbauten abgerissen

Dabei sind 79 Prozent der vorgesehenen Neubauten als reine Wohngebäude konzipiert. Nur in 7 Prozent der Fälle wurden Gebäude abgerissen, um Platz für Verkehrswege und Freiflächen zu gewinnen. Naheliegender Weise hat die Abrissbirne vor allem ältere Gebäude erwischt: In 53 Prozent der Fälle traf es Häuser, die zwischen 1949 bis 1986 errichtet worden waren – also zwischen 37 und 74 Jahren alte Gebäude. Ein Drittel der abgerissenen Häuser (32 Prozent) war noch älter (Baujahre bis 1948).

Jüngere Gebäude der Baujahre von 1987 bis 2010 waren dagegen nur zu 14 Prozent von Abriss oder Umwidmung betroffen. Nur ein Prozent der Fälle betraf Gebäude, die nach 2010 errichtet worden waren. Die abgerissenen oder umgenutzten Gebäude gehörten in 59 Prozent der Fälle Privathaushalten. Ein Drittel – 33 Prozent – befand sich im Eigentum von Unternehmen wie Wohnungsunternehmen oder Banken. Der öffentlichen Hand gehörten 7 Prozent der betroffenen Häuser, 2 Prozent entfielen auf Vereine und Verbände.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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